Rikepas Haltung zu Entwicklungszusammenarbeit

Seit vielen Jahren unterstützen wir weltweit soziale Projekte mit unseren Produkten. In der Regel erhalten wir hierzu Anfragen von Hebammen, die international tätig sind, oder die sich für ein Projekt im Ausland engagieren. Meist informieren uns die Hebammen direkt darüber, was bei dem Projekt im Ausland benötigt wird. Wir stellen dann die benötigten Produkte als Spende oder gegen einen kleinen Betrag zur Verfügung. Die Hebammen schicken uns im Anschluss an das Projekt einen Bericht mit Text und Bild, den wir anschließend auf unserem Blog teilen.

Lange hatten wir die Perspektive, dass wir mit unseren Produkten vor Ort helfen. Daher auch der Titel “Rikepa hilft” für unsere Projektberichte. In vergangener Zeit haben sich allerdings die Impulse gehäuft, dass wir unsere Haltung zur sogenannten “Entwicklungszusammenarbeit” überdenken wollten. Dazu haben wir uns Hilfe von externen  Expert*innen gesucht, die sich mit der Ethik der Entwicklungszusammenarbeit befassen. Die Gespräche mit den Expert*innen waren sehr erkenntnisreich und wir haben viel gelernt. Im Anschluss daran haben wir als Team reflektiert, welche Haltung wir zur Unterstützung von Projekten im Ausland einnehmen möchten.

Der heute benutzte Begriff der “Entwicklungszusammenarbeit” folgte auf den früher genutzten Begriff der “Entwicklungshilfe”. Unter “Entwicklungshilfe” verstand man lange, dass es ein Geberland und ein Entwicklungsland gäbe, wobei letzteres Hilfe erhält um sich nach westlichen Standards “zu entwickeln”. Diese Weltanschauung ist heute überholt. Der Begriff der Entwicklungszusammenarbeit geht darauf ein, dass die Ziele einer “Entwicklung” gemeinsam erarbeitet werden und dass internationale Zusammenarbeit von allen Beteiligten gleichberechtigt getragen wird. Dazu gehört insbesondere, dass kulturelle Unterschiede anerkannt und als wertvoll erachtet werden, und dass sich nicht eine Weltsicht über eine andere stellt. 

Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung koordiniert, welches auch unter folgenden beiden Links die Begrifflichkeiten erklärt: über das deutsche Verständnis der Entwicklungszusammenarbeit und den Unterschied zwischen Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit.

Für Rikepa haben wir uns dazu entschieden, die aktuelle Form der “Entwicklungszusammenarbeit” mitzutragen, aber sie auch immer wieder kritisch zu betrachten. Das bedeutet konkret, dass wir weiterhin soziale Projekte mit Produkten unterstützen, gleichzeitig aber auch postkoloniale Machtsysteme und Ungleichheiten hinterfragen. Außerdem, dass wir unsere Privilegien ernst nehmen und daran arbeiten, sie für Gleichberechtigung und Augenhöhe zu nutzen, um diese Machtsysteme nicht weiter zu fördern. Wir möchten uns nicht als “Helfende” wahrnehmen, sondern sehen die Projekte im Ausland als Möglichkeit für Austausch, Lernen und gemeinsame Wirksamkeit. Eine Überhöhung des Westens und des globalen Norden möchten wir nicht mehr unterstützen und haben hierzu eine Vereinbarung für kommende Projekte erarbeitet. 


Weitere Ressourcen zum Thema wurden uns von Expert*innen zusammengestellt und empfohlen:

 

Ressourcen zur kritischen Auseinandersetzung mit postkolonialen Strukturen:

 

Bücher: 

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